Interview mit PRO-Remscheid-Ratsfraktionsvorsitzendem Hüsgen: „Impfzwang beschädigt unsere Demokratie“

Eine Anti-Corona-Impfung mit Spritze, Durchstechfläschen und Impfpass

© Dirk Vorderstraße (commons.wikimedia.org / Lizenz: CC BY 2.0)



Ein seitens der Politik angedachter Zwang zu Anti-Corona-Impfungen spaltet aktuell die Bundesrepublik Deutschland. (Anklicken zum Vergrößern des Bildes!)

Interview mit dem PRO-Remscheid-Fraktionsvorsitzenden Andre Hüsgen zur aktuellen Corona-Lage:

Herr Hüsgen, zunächst die Frage, über die sich ganz Deutschland momentan definiert: Sind Sie geimpft?

Andre Hüsgen: Für mich waren zwei Gründe ausschlaggebend, mich impfen zu lassen. Wie so ziemlich jeder Mann leide ich unter den jährlich beinahe obligatorischen Erkältungsanfällen über alle Maßen. Ich leide sozusagen wie ein Hund und versuche ohnehin so gut es geht, Infektionen aller Art zu vermeiden. Denn ein guter Freund und Mitstreiter unserer PRO-Remscheid-Bewegung ist im Frühjahr 2020 im Alter von gerade einmal Mitte 60 an einer Covid-Infektion gestorben, ein robuster Kerl ohne wesentliche Vorerkrankungen. Also ja, ich bin durchgeimpft und „geboostert“.

Heißt das, Sie befürworten die momentan zur Debatte stehende Impfpflicht?

Andre Hüsgen

PRO-Remscheid-Fraktionsvorsitzender

Im Gegenteil! Es besteht für mich absolut kein Widerspruch darin, eine klare Impfentscheidung für mich selbst getroffen zu haben, aber mit ebensolcher Klarheit zu sagen, dass es weder Impfpflicht und schon gar keinen Impfzwang geben sollte. Dieses bizarre Vorhaben der Altparteien beschädigt nämlich unsere Demokratie und spaltet unser Volk. Man sollte sich davon lösen, eigene, persönliche Entscheidungen – und nichts anderes ist das Impfen grundsätzlich – für alle unsere Bürger als universal gültig und allgemeinverbindlich erklären zu wollen.

Was denken Sie über die freiheitsbeschneidenden Maßnahmen?

Diese sind als schlechter Witz zu betrachten. Spätestens mit Aufkommen der Omikron-Variante steigen zwar die Fallzahlen enorm, doch die Hospitalisierungen – insbesondere auf den Intensivstationen – nehmen aber im gleichen Tempo ab. Wir haben es mit einer halbierten Anzahl von Einweisungen im intensivmedizinischen Bereich mit fallender Tendenz zu tun bei zugleich rapide steigenden Inzidenz-Zahlen. Länder wie z. B. Spanien, Großbritannien, Dänemark und Frankreich gehen nun mit der Erkrankung um wie mit einer gewöhnlichen Grippe. Nur wir Deutsche finden offenbar einmal mehr Gefallen daran, unsere Mitbürger zu gängeln und maßzuregeln. Dies wird zusehends zu einem Selbstläufer. Unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Fürsorge ergeht man sich in paternalistischen Vorschriften. Dies ist leider ein urdeutsches Phänomen! Sogar mein neunjähriger Sohn hat nun Post von Gesundheitsamt erhalten, er sei in einem Hochrisikogebiet gewesen und müsse nun eine Quarantäne einhalten. Man droht in diesem Schreiben einem Neunjährigen mit Ordnungsmitteln und Ähnlichem, was für ein Irrsinn!

Der Bundesgesundheitsminister und etliche andere Politiker raten aber dringend davon ab, die Dinge „laufen zu lassen“.

Und der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zu Beginn der Pandemie noch erklärt, die Maßnahmen keinen Tag länger als nötig erhalten zu wollen. Was viele noch gar nicht wissen: Endlich sind mit Molnupiravir und Paxlovid nun erstmals stark wirksame Medikamente gegen einen lebensbedrohlichen Corona-Verlauf erhältlich. Direkt nach Erkrankungsbeginn eingenommen verhindern diese Mittel laut klinischen Studien rund 90 Prozent der Hospitalisierungen. Die Krankheit hat also ihren Schrecken verloren, Gott sei dank!

Zwar wird die Omikron-Variante des Virus so ziemlich jeden treffen, aber es stellt sich doch jetzt grundsätzlich die Frage, wollen wir das endlich schnellstmöglich hinter uns lassen oder soll die „Welle“ weiter künstlich hinausgezögert werden? Ich meine: Besser ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. Und einen Schrecken ohne Ende erleiden wir jetzt seit zwei Jahren! Lieber jetzt einmal für einen absehbaren Zeitraum hohe Fallzahlen – und damit eine Immunisierung unserer Bürger – akzeptieren, als ewig diese freiheitseinschränkenden Maßnahmen hinzunehmen.

Was sagen Sie zur Positionierung der Remscheider Politik zu den hiesigen „Corona-Demonstrationen“?

Sie ist analog zur Bundespolitik. Dabei zeigt sich grob, dass je „linker“ die Parteien sind, desto mehr Bevormundung ist angesagt. Den Vogel abgeschossen hat einmal mehr ein Grüner. Der Geschäftsführer der Grünen Remscheid wie auch der hiesigen Grünen-Ratsfraktion, der zugleich Vorsitzender des Vereins „MyViertel“ ist, hat sich in einer derart unflätigen und beleidigenden Art und Weise gegenüber den Demonstranten geäußert, dass es einem die Sprache verschlägt. Das ist der Soundtrack des Totalitarismus, der Unfreiheit, der Tyrannei. Widerlich! WI-DER-LICH!

Wie sehen Sie die Rolle von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD)?

Kermit der Frosch im Weißen Haus

© Gemeinfrei



V. l. n. r.: General Martin E. Dempsey, Kermit der Frosch und Michelle Obama im Weißen Haus. (Anklicken zum Vergrößern des Bildes!)

Er hat sich zwar etwas „milder“ ausgedrückt, doch der Tenor ist identisch und korrespondiert mit seinem insgesamt bestenfalls semi-demokratischen Grundverständnis, das er auch bei Ratssitzungen immer wieder unter Beweis stellt. Mir hat einmal ein Bürger nach einer Ratssitzung gesagt, er sei 29 Jahre lang in der CDU gewesen, aber einen so antidemokratisch agierenden Typ als Sitzungsleiter habe er noch nie erlebt. Für mich ist es mittlerweile so, dass wenn Mast-Weisz seine verqueren Demokratie-Ansichten herumposaunt, empfinde ich es, als spreche Kermit der Frosch. Einerseits rollt Mast-Weisz den roten Teppich für Demonstranten aus wie im Fall der schulschwänzendem „Friday for Future“-Halbgaren und gewährt jenen auch noch Rederecht im Stadtrat, andererseits lässt er bei „Corona-Demonstrationen“ am Haupteingang des Rathauses sogar einen Bauzaun aufstellen, damit sich bloß niemand auf die Eingangstreppe begeben kann. Unser Grundgesetz unterscheidet aber nicht in „gute“ und „schlechte“ Demonstrationen. Vielmehr ist von einem Neutralitäts- und Mäßigungsgebot die Rede. Dies lässt der Oberbürgermeister in toto, sprich gänzlich vermissen. Und es sei daran erinnert, dass er es war, der Menschen, die ihm politisch nicht passen, gerne mal mit Kot vergleicht.

Wie positionieren Sie sich zu den Demonstrationen im Allgemeinen?

Da habe ich zwei Botschaften: Die Teilnehmer sollten sich nicht einreden lassen, sie seien nur eine kleine, laute aber dennoch unbedeutende Minderheit. Auch bei den Freiheitsdemonstrationen in der späten „DDR“ ist schließlich niemals die absolute Mehrheit auf die Straße gegangen. Jeder Demonstrant repräsentiert Dutzende anderer Menschen, die es – aus welchen Gründen auch immer – nicht geschafft haben, mitzugehen.

Und wenn mir etwas Manöverkritik gestattet sei: Geht man für die Impffreiheit auf die Straße, dann beinhaltet das insbesondere, dass es dem einzelnen Bürger freisteht, sich impfen zu lassen. Genauso wenig, wie ich als Geimpfter den Leuten vorschreiben möchte, sich impfen zu lassen, so erwarte ich den gleichen Respekt von der „anderen Seite“. Nochmals: Es ist kein Widerspruch, eine positive Impfentscheidung für sich selbst zu treffen, aber dennoch diesbzgl. Entscheidungsfreiheit zu fordern. Unter unseren PRO-Remscheid-Ratsmitgliedern und sachkundigen Bürgern gibt es welche, die geimpft sind, und andere sind es nicht. Jeder von uns respektiert die „andere Seite“.

Burkhard Mast-Weisz (SPD)

© Ausschnitt der digitalen Ablichtung eines YouTube-Videos



Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) stellt immer wieder ein semi-demokratisches Politikverständnis unter Beweis. (Anklicken zum Vergrößern des Bildes!)

Abschließend die Frage nach dem politischen Einsatz ihrer Ratsfraktion im Stadtrat.

Corona-Politik ist im Wesentlichen Bundes- und Landespolitik, weshalb uns im Remscheider Stadtrat leider die Hände gebunden sind. Wir werden aber zur nächsten Ratssitzung am 10. Februar einen Resolutionsantrag zum Thema Impffreiheit in die politische Debatte einbringen.

Herr Hüsgen, vielen Dank für das Interview!