Eine politische Geisterbahn bot der Parteitag des SPD-Unterbezirks Remscheid am 9. April in der Sophie-Scholl-Gesamtschule. Er stand im Zeichen des „Kampfs gegen Rechts“. Im Amt des Vorsitzenden wurde Stadtkämmerer Sven Wiertz bestätigt, der noch am 7. April während der Stadtratssitzung offenbar wegen der Wahl des PRO-Deutschland-Ratsgruppensprechers Andre Hüsgen in den Verwaltungsrat der Stadtsparkasse wutentbrannt seinen dickleibigen Aktenordner auf eine Tischfläche vor ihm geworfen hat.
In einem Redebeitrag meinte der Generalsekretär der NRW-SPD, Andre Stinka, aus dem Gefühl der Unsicherheit über die momentane Asyl-Invasion dürfe keine Ablehnung der Demokratie erwachsen: „Keinen Fußbreit für die braune Soße!“ Dieser Spruch löste spontanen Beifall unter den Zuhörern aus. Wo nun der 50-jährige Landtagsabgeordnete eine reale Gefahr, die von nationalsozialistischen Bestrebungen ausgeht, sieht, bleibt rätselhaft.
Den sprichwörtlichen Vogel schoss SPD-Genosse und Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz ab. Über die zwei zusätzlichen Stimmen außerhalb der PRO-Deutschland-Ratsgruppe bei der geheimen Wahl Hüsgens in den Verwaltungsrat der Stadtsparkasse äußerte das Stadtoberhaupt: „Ich weiß, dass dafür die Mitglieder der SPD-Fraktion nicht in Frage kommen.“ Ferner polemisierte er gegen PRO Deutschland generell: „Wir müssen den Menschen verdeutlichen, dass diese rechten Rattenfänger keine Alternative zu den demokratischen Parteien und damit auch zu unserer SPD sind.“ Bezüglich der asylpolitischen Linie PRO Deutschlands sprach Mast-Weisz von „rechten Querulanten“.
„Persönlich halte ich es für mehr als fraglich, ob es sich für den Chef einer Stadt ziemt, in solch abfälliger Weise gegen eine demokratisch legitimierte Partei wie unsere zu poltern“, meint der Remscheider PRO-Deutschland-Ratsgruppensprecher Andre Hüsgen.
„Hat er so etwas womöglich in seinem Sozialpädagogik-Studium in Düsseldorf gelernt? Jedenfalls impliziert nach meinem Dafürhalten sein ‚Rattenfänger‘-Spruch, unsere gut 1.600 Wähler vom Mai 2014 seien Ratten. Parallelen zu unsäglichen Zeiten kommen mir hierbei ad hoc in den Sinn. Die von Mast-Weisz angeordnete nachträgliche Überprüfung der geheimen Neuwahl des Verwaltungsrats der Stadtsparkasse hat uns von PRO Deutschland dazu veranlasst, hierzu eine Anfrage bei der Verwaltung einzureichen. Abgesehen von seinen verbalen Ausfälligkeiten scheint er obendrein ein ganz schlechter Verlierer zu sein!“