Das erste ausführliche Interview des „Remscheider General-Anzeigers“ (RGA) nach der Wiederwahl von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) mutet milde ausgedrückt befremdlich an, wenn man so manch pikantes Detail zum alten und neuen Stadtoberhaupt weiß. Nach purem Zynismus klingt folgender Mast-Weisz-Satz: „Wir müssen uns um die Pflege eines Miteinanders bemühen.“ Wie war das gleich noch mit der Gleichsetzung von Oppositionellen mit Kotflecken an der Hose? Mit der Ehrerbietung gegenüber den offen extremistischen „Grauen Wölfen“? Mit dem lokalprominenten Mast-Weisz-Unterstützer, der öffentlich Mordphantasien bzgl. des US-Präsidenten Donald Trump äußerte? Das ist offenbar in Bunttol(l)eranzland alles halb so wild …
Für seine zweimal im Februar dieses Jahres getätigte Aussage, tatsächliche Oppositionelle seien vergleichbar mit Kotflecken an der Hose, wurde Mast-Weisz am 17. Juli ausdrücklich vom Präsident des Verwaltungsgerichts Düsseldorf, Andreas Heusch, gerügt. Gemäß Heusch sei Mast-Weisz‘ verbale Entgleisung „unterste Schublade“. Freilich ist bis heute nichts davon bekannt, dass Remscheids Oberbürgermeister sich irgendwo für seine mehr als verunglückte Wortwahl öffentlich entschuldigt hätte.
Ebenfalls einen Griff in die Toilette gab es bei Mast-Weisz, als dieser am 3. Oktober 2019 gemeinsam mit weiteren Vertretern der Stadtspitze wiederholt den Kotau vor den offen extremistischen „Grauen Wölfen“ machte. Jene Türk-Ultranationalisten bedienen sich mit Vorliebe der Jahreszahl 1453, was an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit das Jahr war, in dem die mohammedanischen Horden die östlichen Christen ihres wichtigsten Zentrums überhaupt beraubten: Konstantinopel. Wer als Türke freudig die Zahl 1453 nutzt, der kann nicht offener seine Verachtung für die Europäer zur Schau stellen. Eine 100-prozentige Distanzierung von den „Grauen Wölfen“ bleibt Mast-Weisz nach wie vor der Bürgerschaft schuldig.
Der letzte Skandal um die Person von Burkhard Mast-Weisz ist noch recht frisch. Der ehemals leitende WDR-Journalist und -Moderator Horst Kläuser rührte im Wahlkampf kräftig die Werbetrommel für den amtierenden Oberbürgermeister. In den ersten Septembertagen wurde öffentlich bekannt, dass Kläuser auf Facebook Mordphantasien bzgl. des US-Präsidenten Donald Trump verschriftlicht hatte. Mast-Weisz hätte gut daran getan, die Mordphantasien seines Unterstützers in aller Schärfe zurückzuweisen, doch auch hier klare Fehlanzeige.
„Wenn er will, kann Mast-Weisz menschlich viel umgänglicher sein als der überragende Großteil seiner Parteigenossen, doch seine mitunter heftigen Fehltritte können wir unmöglich unkommentiert im Raum stehen lassen“, beurteilt der bisherige PRO-Remscheid-Ratsgruppensprecher Andre Hüsgen den alten und neuen Oberbürgermeister.
„Im aktuellen RGA-Interview schimmert deutlich erkennbar Mast-Weisz-Wunschdenken durch. Er stellt es so dar, als seien 95 Prozent der Wählerschaft Remscheids dem Lager der Bunttol(l)eranten zuzurechnen. Die fünf Prozent bekennenden Patrioten seien eine von allen anderen geächtete Gruppe von Unmenschen. In der Märchenwelt eines Mast-Weisz gelte dies analog auch im Stadtrat: Drei vermeintliche Bösewichte, die von den 56 anderen Ratsmitgliedern gehasst würden. Auch wenn der Oberbürgermeister es nicht glauben mag, es gibt aber unter den hiesigen Altparteien-Mandatsträgern vereinzelte Personen mit politischem Durchblick, womöglich auch in seiner SPD-Ratsfraktion. Und diese hassen uns Patrioten keineswegs.
Mit allem Hintergrund-Wissen frage ich mich, was Mast-Weisz mit seiner ‚Pflege eines Miteinanders‘ genau meint. Will er damit etwa andeuten, in der ‚Seestadt auf dem Berge‘ sei man nur willkommen, wenn man Bunttol(l)eranter oder radikaler Mohammedaner ist? Eine zwischen den politischen Formationen und gesellschaftlichen Gruppen vermittelnde Funktion, die ein Oberbürgermeister qua Amtes wahrnehmen sollte, vermag ich bei Mast-Weisz nicht zu sehen. Lediglich den Vortänzer des Altparteien-Blocks zu mimen, reicht nicht aus, um jenem großen Anspruch gerecht zu werden.“