Redaktion: Sehr geehrter Herr Hüsgen, willkommen zum diesjährigen Sommer-Interview. Beginnen wir gleich mit der Frage, die aktuell die Bundesrepublik am heftigsten polarisiert: Was sagen Sie zum „Layla“-Lied?
Andre Hüsgen: „Layla“ von DJ Robin und Schürze ist ganz subjektiv gesagt einfach mega. Ein echter Gassenhauer wider die immer stärker um sich greifende „cancel culture“, sprich Zensur.
Können Sie also die Bedenken der üblichen Verdächtigen aus dem Feminismus und sonstigen Linksgrünentum nicht nachvollziehen?
Klar kann ich deren Standpunkt irgendwo verstehen. Wer nur dauerbetroffen und -beladen durchs Leben geht, anderen mit moralinsaurem Tugend-Terror das Leben zur Hölle machen will, wer die allgemeine Durchsetzung von „wokeness“, Genderismus und „Buntheit“ zur höchsten Priorität erklärt, für den ist die gute „Layla“ wohl ein derber Schlag ins Gesicht. Seltsamerweise muss ich gerade an die Remscheider Grünen-Politikerin Beatrice „Bea“ Schlieper denken (lacht). Übrigens: Ich habe mir soeben noch einmal das Mickie-Krause-Video zu „Zehn nackte Friseusen“ aus dem Jahr 1999 angeschaut – die Dauerbetroffenen bekämen wohl massive Schnappatmung, wenn dieses Bildmaterial heutzutage veröffentlicht würde. Da sehen wir, wie weit wir uns mittlerweile von der herrlichen Leichtigkeit, dem fröhlichen, manchmal unbedachten Spaß der 1990er Jahre entfernt haben und wie sehr die Denk- und Spaßverbote heute grassieren.
Also „Layla“ gut, alles gut?
Nein! Nichts ist mehr gut in diesem Land und auch in dieser Stadt. Es funktioniert einfach nichts mehr. Denken Sie nur an die vielen Menschen, die derzeit nach über zweijähriger Zwangspause in den Urlaub fliegen möchten und an den Flughäfen ein Martyrium durchleben müssen. Oder die Missstände speziell in Remscheid: Das endgültige Gerichts-Aus für das Designer Outlet Center (DOC) oder die verschlafene Frist für den städtischen Vorkauf des Sinn-Leffers-Gebäudes an der Alleestraße.
Funktioniert Ihrer Meinung nach nichts mehr?
Genau – mit einer Ausnahme: Verbieten, verbrämen, erziehen im Sinne linksgrüner Ideologie. Diese Regierung, nimmt uns die Luft zum Atmen! Es ist im Sinne des moralischen Rigorismus ein paternalistischer Staat der „political correctness“, der mit Argusaugen über seine steuerzahlenden Schäflein wacht. Insofern war der erfolgreiche Widerstand gegen das „Layla“-Verbot nur ein Anfang. Unterschiedlichste Menschen im Volk wehren sich plötzlich gegen die Bevormundung und singen und feiern das Stück trotz des Zensurversuchs – mir gibt das Hoffnung.
Kommen wir zum endgültigen Aus für das DOC in Lennep. Was soll dort entstehen?
PRO Remscheid brachte wenige Tage nach dem gerichtlichen Scheitern des DOC die Idee einer Multifunktionshalle mit einer Kapazität für 4.000 bis 6.000 Zuschauer in die Kommunalpolitik ein. Ein derartiges Bauwerk wäre beispielsweise für Musik- und Kulturveranstaltungen bestens geeignet und könnte darüber hinaus als Spielort des Handball-Bundesligisten Bergischer HC zur Verfügung stehen. Wuppertal und Solingen haben bekanntlich nur äußerst marode Hallen mit Kapazitäten von jeweils weniger als 3.000 Personen.
Wie entschied der Stadtrat in der Sache?
Unser Antrag wurde – wie üblich – ohne Debatte von allen anderen, von CDU bis „Die Linke“, abgelehnt. Es ist das alte Spiel derer, die sich selbst stets als Überdemokraten wähnen, aber einer Debatte mit PRO Remscheid offenbar nicht gewachsen sind. Dass alle unsere Anträge grundsätzlich ohne Aussprache abgelehnt werden, zeigt mir, wie viel Demokratie-Defizit die selbsternannten Demokraten doch innehaben. Letztlich wurde hier eine riesige Chance vertan, Remscheid zu einem Magneten für das gesamte Bergische Land zu machen. Aber so ist das eben im Stadtrat: Man kommt sich vor wie in einer Parallelwelt, in der sich die Blockpartien der politischen Korrektheit ohnehin alle einig sind, wenn man einmal von einigen Spiegelfechtereien absieht.
Die „Ampel“ regiert bekanntlich auch in Remscheid, während die CDU die größte Oppositionsfraktion ist. Kommt von dort so etwas wie Gegenwind?
Ach! Überhaupt nicht. Man hat den Eindruck, CDU-Fraktionschef Markus Kötter veranstalte eine Art politische Liebeskasperade gegenüber den Grünen. Echte Gegenwehr ist das definitiv nicht. Man versucht sich darin zu überbieten, wer noch mehr linksgrüne Zeitgeistigkeit zu bieten hat. Zuweilen erinnert die Rolle des CDU-Fraktionsvorsitzenden an die eines Tanzbären, der am grünen Nasenring durch die politische Manege gezerrt wird. Rote und Grüne machen eben das, was sie immer machen. Und die FDP als Teil der hiesigen „Ampel“-Koalition wird ihrer Rolle als mögliches Korrektiv in keiner Weise gerecht. Halt doch: Der liberale Fraktionsführer Sven Chudzinski trägt als einer der letzten Mohikaner noch seinen offenbar heißgeliebten Mund-Nasen-Schutz während der Stadtratssitzungen. Bemerkenswert wie ich finde, vor allem weil seine Bundes-FDP momentan so tut, als wolle sie die heftigsten Corona-Maßnahmen nicht wieder in Kraft setzen.
Gibt es auch Positives aus dem Stadtrat zu berichten?
Durchaus. Oftmals ist es nämlich so, dass unsere Anträge im Rat zwar abgelehnt, aber trotzdem wenig später durch die Verwaltung umgesetzt werden. Man denke an das Ende der Mund-Nasen-Schutz-Pflicht oder die Beschaffung von Luftreinigern für die Schulen.
Wie sieht Ihre Meinung zum Ukraine-Krieg aus?
Wir haben in diesem Zusammenhang eine Resolution der Etablierten im Stadtrat unterstützt. Dabei ging es darum, den Angriff Russlands aufs Schärfste zu verurteilen. Jedoch habe ich so meine Bauchschmerzen, was die Lieferung schwerer Waffen an das Nicht-NATO-Land Ukraine angeht. Immerhin begibt man sich damit in die Rolle eines de-facto-Kriegsteilnehmers und daher bin ich mal gespannt, ob die Bürger, die laut Umfragen den Waffenlieferungen mehrheitlich grünes Licht erteilten, ihre Zustimmung weiterhin bekräftigen werden, wenn bald Neben- und Heizkostenabschläge in astronomischer Höhe eintrudeln. Bei allem darf man eines nicht vergessen: Irgendwann muss sich jemand mit Russlands Präsident Wladimir Putin an einen Tisch setzen und Kompromisse aushandeln. Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Willy Brandt und Helmut Schmidt hätte ich allein aufgrund ihres politischen Intellekts eine Rolle als Vermittler uneingeschränkt zugetraut. Bei Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock und Robert Habeck (beide Bündnis 90/Die Grünen) habe ich in so jeder Hinsicht meine Zweifel. Außerdem gilt es, jegliche Formen der Russenfeindlichkeit in unserem Land zu unterbinden. Hier lebende Russen oder auch Ukrainer sind in der Masse Menschen, die sich gewinnbringend beruflich betätigen im Gegensatz zu nicht gerade wenigen Personen mit „kulturbereicherndem“ Hintergrund.
Was glauben Sie, wie es mit den Corona-Maßnahmen weitergehen wird?
Nach neuesten Erhebungen infizieren sich derzeit rund 1,5 Millionen Menschen wöchentlich mit Sars-CoV-2 und zeigen Symptome. Die Dunkelziffer derer, die symptomfrei – also unbemerkt – Corona durchmachen, dürfte um den Faktor zwei bis drei höher sein. Einer weiteren Studie zufolge, haben bereits jetzt über 90 Prozent der Bürger Antikörper gegen das Virus gebildet. Somit ist die Bevölkerung im Wesentlichen durchseucht bzw. wird dies in den kommenden Wochen sein. Wir sollten es nun endlich als eine Art der Grippe unter vielen begreifen und mit diesen lächerlichen Maßnahmen – insbesondere dem Tragen dieser widerlichen Masken – aufhören. Ich selbst habe alles an Maßnahmen mitgemacht bis zu dem Zeitpunkt, als jedem Bürger ein Impfangebot vorlag. Ich erinnere an das Versprechen der damaligen GroKo-Bundesregierung, dass an diesem Punkt Schluss sein muss mit der Gängelung der Bürger! Nun ist der Corona-Schutz eine individuelle Sache geworden. Wer sich impfen lassen möchte, der kann dies tun und womöglich einen schweren Verlauf der Krankheit verhindern. Wer Maske tragen möchte, der kann dies ebenfalls tun. So einfach wäre das eigentlich. Aber es ist leider eine deutsche Unart geworden, anderen Menschen in übergriffiger Weise vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben.
Zuletzt noch eine private Frage zur Urlaubszeit: Bevorzugen Sie die Berge oder das Meer?
Urlaub ist immer eine höchst individuelle Angelegenheit. Für mich ist ganz klar Party am Meer, nämlich am Goldstrand in Bulgarien angesagt. Hier kombinieren sich relativ günstige Preise, völlige politische Unkorrektheit und damit die Abwesenheit dümmlicher Verbote. Wir, die Familie Hüsgen, konnten dort sogar persönlich den „Layla“-DJ Robin antreffen. Im Gegensatz zu den ganzen Gut- und Bessermenschen ist er ein sehr entspannter junger Mann.
Herr Hüsgen, wir danken Ihnen sehr für das Interview.
Keine Ursache!